FAQ

Technisch gesprochen ist biologische Landwirtschaft ein regelmäßig kontrollierter Produktionsstandard.

Bauern und Bäuerinnen, die biologische Landwirtschaft betreiben, verpflichten sich etliche Regeln einzuhalten. Die Einhaltung der Regeln werden mindestens 1x pro Jahr kontrolliert.

Die Regeln betreffen im Ackerbau das Saatgut, Beizmittel, Dünger, Spritzmittel (Pestizide / Pflanzenschutzmittel). Viele Mittel, die in der konventionellen Landwirtschaft erlaubt sind, sind in der biologischen Landwirtschaft verboten. Das klassische Beispiel ist mineralischer Stickstoff. Der Einsatz ist in der biologischen Landwirtschaft verboten, da die Herstellung sehr energieaufwändig ist und der Stickstoff aus der Luft (78% der Luft) über Leguminosen in der Fruchtfolge genutzt wird.

Das Ziel der biologischen Landwirtschaft ist es, den Kreislaufgedanken zu stärken, die Umwelt zu schonen und gesunde Lebensmittel herzustellen.

Ich höre diesen Satz oft und glaube ihn fast nie.

Meine Kontrollstelle ist die ABG (Austria Bio Garantie). Ich zahle für die Kontrolle pro Jahr 9,13€/ha Ackerfläche. Dazu kommen noch 117€ Grundbeitrag  + ca 100€ für Spezialkontrollen (jeweils in Summe für den gesamten Betrieb).

Ich bekomme als offizieller und kontrollierter Bio-Betrieb pro Jahr 230€/ha Förderungen (Öpul Bio-Prämie Acker). Die Förderung für konventionelle Landwirtschaftsbetriebe beträgt pro Jahr 45€/ha. In beiden Fällen gibt es noch Zu- und Abschläge. Aber egal wie hoch diese ausfallen, die Kosten für die Kontrollen bekomme ich jedenfalls.

Nebenbei ist der Preis für biologische Produkte höher.

Wenn also jemand behauptet, er oder sie betreibe Bio-Ackerbau, aber ohne Kontrollen, kann irgendwas nicht stimmen. Jedenfalls möchte die Person nicht, dass die Behauptung „eh alles wie bio zu machen“ durch eine offizielle Stelle kontrolliert wird.

Was vermutlich viele meinen, ist dass sie „auf Teilflächen nicht spritzen / düngen“, „nur spritzen / düngen wo es notwendig ist“ (wobei das hoffentlich jeder konventionelle Betrieb so macht), „sich in 3 von 4 Jahren an die Regeln halten“ (von denen sie schon gehört haben), …

Und warum glaube ich der Aussage dann manchmal doch? Insbesondere im gehobenen Preisbereich von veredelnden Betrieben macht die Förderung keinen Unterschied und der Preis wird durch „Bio“ nicht beeinflusst. Ich kenne zB einige Winzer, die halten sich an alle Bio-Regeln, aber denen bringt das Bio-Siegel nichts. Die Flasche hat zuvor über 30€ gekostet und sie würde es danach noch immer kosten.

Dumm, wenn ich Fragen hin schreibe, die ich nicht 100%ig beantworten kann. Es kommt darauf an, welche Aspekte betrachtet werden. Bezogen auf Insektenschonung, Biodiversität, Spritzmittelrückstände ist die biologische Landwirtschaft klar im Vorteil. Bezogen auf den CO2-Fußabdruck gibt Studien in beide Richtungen.

Auf der positiven Seite für Bio stehen:

  • (fast) keine Pestizide und damit eine Schonung von Insekten etc
  • starke Einschränkungen bzgl Dünger, was sich insbesondere bei mineralischen Nitratdüngern auswirkt. Die Produktion von mineralischen Nitratdüngern verbraucht viel Energie, was sich negativ auf den CO2-Fußabdruck auswirkt
  • die Bio-Landwirtschaft ist mMn fast gezwungen auf den Boden zu achten. Fehler können im Nachhinein weder mit dem Düngerstreuer noch mit der Spritze behoben werden.

Auf der positiven Seite für die konventionelle Landwirtschaft steht:

  • ein höherer Ertrag pro ha, weshalb man fairerweise den CO2-Fußabdruck pro zB Tonne Weizen rechnen muss und nicht pro ha Weizen
  • da die Unkrautregulierung über Spritzmittel (in dem Fall Herbizide) erreicht werden kann, ist weniger Bodenbearbeitung notwendig. Bis hin zu Direktsaat, die ich persönlich sehr interessant finde, im Bio-Bereich aber nur eingeschränkt möglich ist

Im Schnitt gehe ich davon aus, dass die biologische Landwirtschaft besser für die Umwelt ist.

Der „Klassiker“ ist die Pflugsaat. Hier wird 1x / Jahr der Acker gepflügt vor der neuerlichen Saat. Die Bearbeitungstiefe liegt meist bei 25-35cm. Der Boden wird dabei gewendet. Dadurch ist alles was am Feld oben auf lag, danach unten. Man spricht daher auch von einem „reinen Tisch“.

Wenn der Boden mit Grubber, Egge oder ähnlichem bearbeitet wird, jedoch ohne Pflug, spricht man von reduzierter Bodenbearbeitung / Mulchsaat (mini-till). Grubber etc vermischen den Boden mit allem was oben auf liegt. Das heißt Stroh- oder Begrünungsreste bzw Unkraut ist nicht ganz weg, man sieht es noch und bildet, je nach Bearbeitungstiefe, auch noch eine gewisse Mulchschicht.

Direktsaat (no-till) bedeutet, dass direkt in den unbearbeiteten Boden gesät wird. Der Begriff Direktsaat wird aber oft unscharf verwendet. Die strengste Definition beschreibt eigentlich ein Gesamtsystem – hier wird ab Umstellung auf Direktsaat nie wieder bearbeitet. Etwas weiter gefasst beschreibt es ein Anbauverfahren – hier wird die aktuelle Saat ohne Bodenbearbeitung gesät. Es wird also zB der Boden schon bearbeitet während einer mehrjährigen Fruchtfolge, aber für die aktuelle Saat nicht. Im weitesten Sinne bedeutet es, dass ohne -vorherige- Bodenbearbeitung gesät wird, die Sämaschine selbst aber eine (geringe) Bodenbearbeitung macht.

Darüber hinaus gibt es noch Strip-Till, wo nur Teile (Streifen) des Bodens bearbeitet werden.

Die kurze Antwort: Auch im Bio-Bereich sind Dünger erlaubt. Sie sind aber deutlich eingeschränkt in der Art der Dünger und der Menge, die pro Jahr ausgebracht werden dürfen.

Die lange Antwort anhand von zwei Beispielen:

Beispiel Stickstoff – Die größte Angst vieler Bauern und Bäuerinnen wenn sie auf Bio umstellen ist „wie bekommen meine Pflanzen genug Stickstoff?“ Alle Pflanzen brauchen Stickstoff und Stickstoff ist der Nährstoff, der sicher am stärksten im Düngerfokus steht.

Stickstoff ist aber gleichzeitig auch in Massen vorhanden (was nicht mit direkt nutzbar verwechselt werden darf). Die Luft besteht zu 78% aus Stickstoff, Humus besteht zu ca 10% aus Stickstoff. Luftstickstoff kann über Leguminosen verfügbar gemacht werden. Stickstoff aus Humus kann im Zuge von Abbau genutzt werden (muss dann aber durch die Fruchtfolge wieder aufgebaut werden, sonst lebt man von der Substanz).

In der biologischen Landwirtschaft sind deshalb mineralische Stickstoffdünger verboten und von den Bio-Verbänden werden auch die organischen Stickstoffdünger zusehends eingeschränkt (mittelfristig werden nur noch Kompost und Mist als stickstoffhaltige Dünger erlaubt bleiben). Stickstoff soll daher im Zuge von Kreislaufwirtschaft und Fruchtfolge nutzbar gemacht werden.

Beispiel Schwefel – auch Schwefel ist ein wichtiger Nährstoff für Pflanzen. Es ist aber nicht möglich, Schwefel durch Fruchtfolge zu bilden / erhöhen. Lange Zeit war der Schwefel-Eintrag aus der Umwelt (bis hin zu saurem Regen) ausreichend. Aufgrund zum Glück besserer Filter bei Fabriken uä hat sich dieser Eintrag massiv reduziert. Schwefel ist daher ein Nährstoff, der auch im Bio-Bereich gedüngt werden darf.

Und gleich wie es für den Schwefel gilt, gilt es auch für etliche andere Nährstoffe, die nicht einfach über die Fruchtfolge aufgebaut werden können.

Nährstoffe liegen im Boden in unterschiedlicher Form vor:

  • -wasserlöslich und damit direkt pflanzenverfügbar (vergleichbar mit einem fertig gekochten Essen)
  • -gebunden am Kationenaustauscher; die Pflanze kann diese Nährstoffe durch Wurzelausscheidungen verfügbar machen (vergleichbar Lebensmittel, die im Kühlschrank stehen)
  • -als schwer mobilisierbare Reservestoffe; das heißt, diese Nährstoffe sind im Boden, bis sie für die Pflanze verfügbar sind vergehen aber mehrere Jahre (vergleichbar mit Notvorräten in der Speisekammer)

Die Basis für eine Düngung sollte eine Bodenprobe sein. Dafür wird meist 0,5kg Erde des jeweiligen Feldes in einem Labor untersucht.

  • Bei der Standarduntersuchung werden dafür neben dem pH-Wert einige wenige wasserlösliche Nährstoffe untersucht und in Gehaltsklassen (niedrig / optimal / hoch) eingeteilt. Diese Untersuchung ist kostengünstig.
  • Bei einer Untersuchung nach Kinsey / Albrecht werden die Nährstoffe am Kationenaustauscher untersucht. Bei der Untersuchung nach Albrecht stehen dann nicht die Absolutwerte der Nährstoffe im Fokus sondern deren Verhältnisse zueinander. Hintergrund ist, dass die Überversorgung von einem Nährstoff zu einem Mangel bei einem anderen führen kann. Zudem haben die Verhältnisse am Austauscher eine Auswirkung auf die Bodenstruktur.
  • Zu guter Letzt gibt es noch die fraktionierte Analyse. Sie analysiert die Nährstoffe in wasserlöslicher Form, am Austauscher und zudem auch in schwer mobilisierbarer Form / Reservestoffe und stellt diese aufgeschlüsselt dar.

Komposttee ist Kompost, der in sehr viel Wasser aufgelöst, erwärmt, bewegt und belüftet wird. Dadurch (und durch die Zugabe von Zucker) werden die Mikroorganismen aus dem Kompost vermehrt.

Der Komposttee wird dann in verdünnter Form mit der Feldspritze auf die Pflanzen ausgebracht. Komposttee ist kein Dünger im herkömmlichen Sinn (so viel Nährstoffe sind nicht in 1kg Erde, dass es für 3ha reichen würde), er hat aber eine Pflanzen stärkende und stimulierende Wirkung.

Mittlerweile gibt es auch einige jüngere Studien zur positiven Wirkung. Davor gab es nur viele Erfahrungsberichte von Praktikern und Praktikerinnen.